RMS Level-System Wachs
RMS-Level-System zum Ski und Snowboard wachsen
Jeder hat seine eigenen Ansprüche an das Arbeitsergebnis beim Ski- oder Snowboard wachsen, unabhängig vom Fahrkönnen. Der Eine möchte nur den Belag einigermaßen pflegen und schützen damit der Ski leichter dreht, der Andere bekommt rote Flecken am Hals wenn er auf der Loipe überholt wird.
Zwischen einem ungewachsten Belag und einem rennmässig präparierten Ski liegen bei manchen Schneebedingungen 20-30% Geschwindigkeitsunterschied. Dafür ist nicht nur das Wachs verantwortlich sondern der komplette Wachsvorgang, vor allem das Ausbürsten.
Welche Ansprüche hast Du? Damit Du im Shop genau die Artikel findest welche für Deine Ansprüche am Besten geeignet sind habe ich das RMS-Level-System entwickelt. Bei allen Artikeln bei denen es relevant ist kannst Du nach dem RMS-Level filtern so daß nur die Artikel angezeigt werden welche Dir am meisten Nutzen zum günstigsten Preis bieten.
Der Referenzwert ist der RMS-Level 2 – das ist das Ergebnis welches Du von einem guten Skiservice im Sportgeschäft erwarten kannst, bzw. der Neuski-Zustand. Was bedeutet das?
Sportgeschäfte verwenden einfache Universal-Wachse welche heiß aufgewalzt oder aufgerieben und dann einpoliert werden. Diese Wachse halten je nach Schneebedingungen und. Wachsmethode etwa 50-100 Pistenkilometer. Zum Vergleich: eIn sehr schneller Skifahrer schafft bei optimalen Bedingungen, keine Wartezeiten am Lift, schnelle Liftanlagen so etwa 10km Pistenkilometer in der Stunde. Bei entsprechenden Lift-Wartezeiten und gemütlicher Fahrweise sind es auch gleich mal deutlich unter 5km.
RMS-Level 1
Bei der einfachsten Wachsmethode werden Universal-Kaltwachse auf den Belag aufgetragen und mit einem Filz oder Kork kräftig einpoliert. Das reicht je nach Schneeart für etwa 20 bis 40 km, sollte also täglich angewendet werden. Von den Gleiteigenschaften ist es vergleichbar mit einem Universal-Bügelwachs. Das ist vollkommen ausreichend für den Hobby-Skifahrer und Langläufer dem Geschwindigkeit nicht wichtig ist.
Die typischen Level 1 Produkte:
+ Universal Kaltwachse als Paste, Spray, Hartwachs oder Flüssigwachs
+ Polierkork oder Polierfilz
RMS-Level 2
Ähnlich wie im Sportgeschäft wird hier ein Universal-Bügelwachs eingebügelt, abgezogen und ausgebürstet. Es ist von den Gleiteigenschaften vergleichbar mit einem Level 1 Kaltwachs hält aber bis zu 150km und schützt den Skibelag vor dem Oxydieren. Für Skifahrer und Snowboarder die mit dem Skiservice im Sportgeschäft immer zufrieden waren, vollkommen ausreichend.
Die typischen Level 2 Produkte:
+ Universal Bügelwachse
+ manuelles Wachsbügeleisen
+ Nylonbürste oder Fiberbürste zum Ausbürsten
RMS Level 3
Hier werden je nach Schneeart unterschiedliche Bügelwachs oder Liquidwachse verwendet. Bei nassem Schnee nimmt man weiche gelbe Wachse die besser gleiten und bei kalten Bedingungen harte blaue Wachse die sich nicht so schnell abreiben wie Universal-Skiwachse. Rote Wachse sind vergleichbar mit Universalwachsen nur gleiten sie etwas besser.
Die fluorfreien Level 3 Wachse werden zum Beispiel als preisgünstige und haltbare Wachse für das alpine Rennlauf-Training eingesetzt. Als Liquidwachse sind sie eine preisgünstige Alternative um mit wenig Aufwand ohne Bügeln gute Gleiteigenschaften zu erzielen. Moderne Liquidwachse halten bis zu 100km.
Zum Ausbürsten werden feine Bronzebürsten verwendet sowie eine Roßhaar oder Nylon Polierbürste zum Finishen.
Die typischen Level 3 Produkte:
+ fluorfreie Bügelwachse für verschiedene Temperaturbereiche
+ manuelles Wachsbügeleisen
+ Bronzebürste plus Polierbürste
alternativ
+ fluorfreie Liquidwachse
+ Polierkork oder Polierbürste
RMS Level 4
Level 4 Bügelwachse sind etwas schneller als Level 3 Wachse, sie werden als schnelle Tages- oder Trainingswachse oder preiswerte Rennwachse im Schülerbereich eingesetzt. Ansonsten gilt dasselbe wie bei den Level 3 Wachsen. Für sportliche Skifahrer und Langläufer sind Level 4 Wachse eher der Einstiegsbereich.
Die typischen Level 4 Produkte:
+ schnelle (leicht fluorierte) Bügelwachse für verschiedene Temperaturbereiche
+ manuelles Wachsbügeleisen
+ Bronzebürste plus Polierbürste
RMS Level 5
Seit dem Verbot von Fluor in den Rennwachsen bei FIS-Rennen sind die Top-Wachse tatsächlich etwas langsamer als die bisherigen High-Fluor Wachse. Wer also bei Skirennen mitmacht bei denen Fluorwachse ab 2024 verboten sind, hat nur noch Level 5 Wachse zur Auswahl. Auch wer aus Umweltschutzgründen auf Fluor verzichten möchte, muß ein Level 5 Wachs nehmen. Diese sind deutlich schneller als Level 4 Wachse, aber ein paar Prozent langsamer als ein Level 6 Fluorwachs.
In diesem Level wird auch das Ausbürsten des Belages immer wichtiger, je gründlicher die Struktur ausgebürstet wird desto schneller wird der Ski.
Die typischen Level 5 Produkte:
+ sehr schnelle fluorfreie Bügelwachse (FIS-Konform)
+ elektronisch gesteuertes Wachsbügeleisen
+ Stahlbürste zum Reinigen und Auffrischen des Belages
+ diverse Wachsbürsten für optimales Ausbürsten
alternativ
+ sehr schnelle Liquidwachse
+ Polierkork oder Polierbürste
RMS Level 6
Swix und Toko produzieren seit 21/22 keine fluorhaltigen Rennwachse mehr. Andere Hersteller verkaufen noch Restbestände ab bzw. produzieren diese noch. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft gibt es keine wirtschaftliche Alternative zu Fluor bei den Skiwachsen, das bedeutet wenn die Hersteller nur noch fluorfreie Wachse anbieten wird der Skisport etwas langsamer.
Neben dem Wachs spielt das Ausbürsten eine sehr große Rolle, im Langlaufbereich wird zusätzlich mit Strukturgeräten gearbeitet.
Die typischen Level 6 Produkte:
+ sehr schnelle, hoch fluorierte Bügelwachse (nicht FIS-Konform)
+ elektronisch gesteuertes Wachsbügeleisen
+ Stahlbürste zum Reinigen und Auffrischen des Belages
+ diverse Wachsbürsten für optimales Ausbürsten
+ Strukturgeräte für Langlaufski
Wie kommt man zu einem superschnellen Ski?
Wie gut ein Ski gleitet ist von mehreren Faktoren abhängig. Manche kann man beeinflussen, andere nicht und einige sind Glücksache.
Faktor 1: der Ski
Es gibt Skikonstruktionen die sind immer schneller als andere. Lang und schmal ist schneller als kurz und breit. Weiche Schaufel ist schneller als harte Schaufel. Flexibler Ski ist schneller als starrer Ski. Ein Langlauftechniker hat mal gesagt, von 10 identischen Ski laufen drei sehr gut, sechs gut und einer gar nicht. Schwankt natürlich von Marke zu Marke.
Ein FIS-Rennläufer kann aus 10 Paar die Schnellsten raussuchen. Ein normaler Kunde bekommt ein Paar Ski den ihm sein Händler übergibt. Ohne Rückgaberecht. Glückssache.
Faktor 2: der Skibelag
Es gibt schnelle und langsame Skibeläge. Auf Top-Ski sind auch Top-Skibeläge aber selbst hier gibt es Qualitätsstreuungen die man nicht beeinflussen kann. Günstigere Ski haben auch einfachere Skibeläge die weniger Wachs aufnehmen.
Faktor 3: die Belagsstruktur
Die Struktur im Belag dient dazu ein möglichst optimales Luft-Wasser-Gemisch unter dem Ski zu erzeugen. Ist der Schnee naß braucht man eine grobe Struktur damit der Wasserfilm unterbrochen wird und Luft unter den Belag kommt. Sonst saugt sich der Ski fest wie zwei Glasplatten mit Wasser dazwischen.
Ist der Schnee trocken entsteht Trockenreibung und man braucht eine feine Struktur damit der Druck pro cm² erhöht wird und der Schnee schneller schmilzt und so wenigstens ein leichter Wasserfilm entsteht.
Profisportler haben mehrere Ski mit verschiedenen Schliffarten welche vor jedem Rennen getestet werden und die Schnellsten werden dann gewachst. Otto-Normalskifahrer hat in der Regel nur ein paar Ski mit einem Universalschliff. Man kann die Ski umschleifen, aber dafür braucht man ein Sportgeschäft mit hoher Fachkompetenz.
Faktor 4: die Nanostruktur
Beim Schleifen der Ski entstehen feinste Nanofasern mit denen sich das Skiwachs verbindet. Je mehr Fasern desto mehr Wachs nimmt der Belag auf. Nein, der Skibelag hat keine Poren die mit Wachs gefüllt werden können, das wurde 2015 von Professor Scherge vom Fraunhofer-Institut mittels einem Elektronen-Rastermikroskop widerlegt. Diesbezügliche Aussagen sind definitiv falsch obwohl man sie selbst bei Wachsherstellern und Skifirmen heute noch in Anleitungen lesen kann.
Das Gute an dieser Entdeckung ist, daß Du den Skibelag selber ab und zu mit einer Stahlbürste aufbürsten kannst um verbrannte Nanofasern zu erneuern und so die Wachsaufnahme verbesserst.
Was in Rennlaufkreisen auch schon lange bekannt ist, je öfters man einen Skibelag mit einem Bügelwachs behandelt desto schneller wird er. Warum? Konnte mir bisher niemand sagen.
Faktor 5: das Wachs
Die Meisten denken, wer einen schnellen Ski möchte muß nur das richtige Wachs verwenden. Ein Rennläufer der in einem bestimmten Zeitfenster eine definierte Piste abfährt kann sich natürlich das perfekte Wachs anhand der Temperatur und den Streckenverhältnissen heraussuchen. Beim Langläufer funktioniert das auch noch einigermaßen so lange sich die Temperatur auf der Strecke nicht deutlich verändert.
Ein Alpinskifahrer oder Snowboarder der am Tag mehrmals zwischen 1000 und 3000 Höhenmeter pendelt müßte seine Ski mehrmals am Tag umwachsen. Nicht sehr praktikabel. Also braucht dieser ein Wachs welches über einen breiten Bereich gut funktioniert.
Faktor 6: das Ausbürsten
Im Internet melden sich immer wieder welche die behaupten daß sie den Belag weder abziehen noch ausbürsten weil das beim Fahren automatisch passiert. Das sei unnötig. Dazu folgende Insiderinformationen:
Die Struktur im Belag hat die Funktion ein optimales Luft-Wasser-Gemisch unter dem Ski zu gewährleisten. Gerade bei nassem Schnee besonders wichtig, da sich sonst der Ski festsaugt. Nasser Schnee ist aber sehr grobkörnig, der kratzt das Wachs nicht aus der Struktur. Diese bleibt dann mit Wachs gefüllt und der Wasserfilm kann nicht gebrochen werden. Fazit: der Ski gleitet schlechter. Noch gravierender wird es wenn das Wachs Schmutz aufsammelt wie Ruß, Saharastaub und ähnliches. Dann entsteht Trockenreibung und der Ski wird sogar langsamer als ungewachst.
Liebe Freunde des Nichtabziehens. Ein Bügelwachs das auf dem Belag zurückbleibt wirkt wie ein Steigwachs beim Langlaufski. Es bremst so lange bis es abgerieben wurde. Und das kann lange dauern. Mein Tipp, wenn ihr zu faul seid um den Belag abzuziehen und auszubürsten verwendet ein Liquidwachs. Dann spart ihr euch auch noch das Einbügeln und das Ergebnis ist sicher besser. Und ihr verbreitet keinen Unsinn im Netz.
Kurz zusammengefasst, je gründlicher eine Struktur ausgebürstet wird desto besser funktioniert sie. Man muß es nicht übertreiben, aber wer schneller sein will muß halt kräftiger bürsten.
Faktor 7: die Wachsintervalle
20km, drei Tage, eine Woche, einmal pro Saison. Die Angaben wie oft man einen Ski wachsen sollte sind extrem unterschiedlich. Selbst Skihersteller sagen einmal pro Woche reicht. Leider gibt es keine wissenschaftlich haltbaren Aussagen aber es gibt Erfahrungswerte aus den letzten 40 Jahren die einigermaßen realistisch sind.
Je nach Schneeart wird ein Wachs mehr oder weniger schnell abgerieben. Wer bei minus 20 Grad auf einem aggressiven Gletscherschnee fährt bei dem ist ein Universal-Bügelwachs das richtig eingebügelt wurde nach 20 km abgefahren. Das selbe Wachs hält bei einem grobkörnigen nassen Schnee bis zu 150 km. Wobei es natürlich mit jedem Kilometer etwas abbaut und die Eigenschaften irgendwann gegen Null gehen.
Wird das Wachs wie im Sportgeschäft üblich nur heiß aufgetragen und einpoliert hält es je nach Arbeitsqualität 50-100 km.
Die neuen Liquid-Wachse sollen laut Hersteller bis zu 100 km halten was natürlich eine Marketing-Aussage ist die noch zu beweisen wäre.
Die klassischen Universal Kaltwachse halten 20 bis 50 km, je nachdem wie sauber der Belag vorher gereinigt wurde und wie gut sie einpoliert wurden.
Nach wie viel Tagen sollte man nun nachwachsen? Ein sehr sportlicher Skifahrer schafft pro Stunde etwa 10km Piste wenn er keine Wartezeiten am Lift hat und schnelle Liftanlagen benutzt. Ein mittelschneller Durchschnittsfahrer der auf der Piste mehrmals pausieren muß und dann noch am Lift 10 Minuten ansteht kann froh sein wenn er 5km in der Stunde schafft. Du siehst, es ist sehr schwer eine auch nur halbwegs vernünftige Aussage machen zu können.
Es ist aber eigentlich sehr einfach. Je schneller Du sein möchtest, desto kürzer sind Deine Wachsintervalle denn das Wachs baut von den Gleiteigenschaften her sehr schnell ab.
Mein Tipp: Kaltwachse täglich auftragen, Bügelwachse nach etwa 100km dann bist Du gut versorgt.