Anleitung Skibelagsreparatur

Ski- und Snowboard-Beläge ausbessern

Hast Du viele kleine Kratzer im Ski- oder Snowboardbelag lohnt sich das Ausbessern von Hand nicht, da sollte der Skibelag im Sportgeschäft komplett neu geschliffen und mit einer frischen Struktur versehen werden.

Einzelne Kratzer im Skibelag hingegen kannst Du problemlos selber ausbessern, dafür gibt es verschiedene Reparaturmethoden je nach Art des Schadens. Der Aufwand ist bei allen Reparaturmaterialien ähnlich, sie unterscheiden sich lediglich in der Art wie das Material aufgetragen wird.

Nachfolgend findest Du eine Anleitung zu den verschiedenen Methoden, Du mußt nicht jeden Schritt ausführen, das ist abhängig von der jeweiligen Situation und Deinen Ansprüchen an eine perfekte Arbeit.

Vorbereitungen

Diese Schritte sind unabhängig von der Reparaturmethode notwendig bzw. geeignet (optional) um eine gute Basis für eine sichere Verbindung des PE-Materials mit dem Skibelag zu gewährleisten.

Schritt 1 - Kleine Kratzer entfernen (optional)

Mit einer groben Fibertex-Schleifmatte kannst Du vorab ganz feine Kratzer entfernen. Dazu schleifst Du einfach den gesamten Skibelag ab, die enthaltenen Schleifkörner entfernen feine Überstände und Belagsfasern.

Wenn Du etwas machst dann richtig? Mit einer Schleifmatte werden kleinste Kratzer und Belagsfasern vom Skibelag entfernt. Das gibt eine perfekte Oberfläche mit geringstem Widerstand. Empfehlung ab Level 4.

Schritt 2 - überstehende Belagsstücke entfernen (optional)

Mit einem Belagabzieher, einem Stechbeitel oder scharfen Messer entfernst Du größere überstehende Belagstücke und glättest den Kratzer so gut wie möglich.

Stehen richtige Belagsstücke vom Belag weg müssen diese entfernt werden. Was Du dazu nimmst ist eigentlich egal, Hauptsache sehr scharf. Im Internet sieht man immer wieder Videos in denen jemand ein Teppichmesser flach drückt und den Kunststoff mit Druck wegschneidet. Für mich ein Unding. Wenn die elastische Messerklinge bricht kann das sprichwörtlich ins Auge gehen. Ein Stechbeitel oder ein scharfes Messer mit einer steifen Klinge sind sicherer.  

Schritt 3 - Reparaturstelle reinigen (Pflicht)

Ist alles soweit glatt, mußt Du die Reparaturstelle von Wachs und Schmutz reinigen, ansonsten kann es sein daß sich das Material nicht verbindet.

Dafür nimmst Du am Besten einen Belagsreiniger und/oder eine Stahl- oder Bronzebürste. Damit reinigst Du den Kratzer möglichst gründlich.

Reinigen ist Pflicht. Ist die Schadstelle nicht 100% frei von Wachs und Schmutz hält nachher das Reparaturmaterial nicht. Es gibt viele Reiniger welche dazu geeignet sind. Wichtig ist daß es kein Reiniger ist der rückfettend wirkt. Ist leider nicht immer ersichtlich. Ein Skibelagsreiniger erfüllt die Anforderungen.

Schritt 4 - Reparaturmaterial wählen

Jetzt wählst Du das passende Reparaturmaterial abhängig von der Arbeitsmethode und der Farbe des Skibelages.

Welches Material für welche Arbeitsmethode am Besten geeignet ist erfährst Du bei den Produkten.

Arbeitsmethode auswählen

Wähle die Arbeitsmethode welche Dir am Besten liegt bzw. welche für den Schadensumfang am Besten geeignet ist. 

Schritt 5a - die Auftropfmethode

Die gängigste Methode ist das Anzünden und Auftropfen lassen. Dafür eignen sich sowohl runde Sticks als auch flache Strips. Am Besten stellst Du ein Teelicht hin an dem Du den PE-Stick anzündest. Wenn es zu tropfen beginnt, laß die ersten Tropfen auf ein Blatt Papier fallen bevor Du den Kratzer damit füllst. Den Stick dabei nahe an den Belag halten.

Fängt das Material an zu rußen, verändere den Abstand zum Belag bis es aufhört. Fülle den Kratzer großzügig auf denn das Material schwindet bei Abkühlen etwas.

Weiter bei Schritt 6.

Die einfachste Reparaturmethode ist das Anzünden und Auftropfen lassen von PE-Reparaturstäben oder Streifen. Dabei kann es je nach Material zu Rußbildung kommen, das ist zwar lästig, hat aber keinen Einfluß auf das Arbeitsergebnis. Außer daß sich schwarze Schlieren bilden können.

Man kann die Rußbildung etwas beeinflussen indem man die ersten Tropfen zum Beispiel auf ein Stück Karton tropfen lässt und erst wenn es nicht mehr rußt auf den Skibelag geht. Auch das Verändern des Abstandes zum Skibelag kann die Rußbildung stoppen. 

Schritt 5b - die Bügelmethode

Halte den PE-Strip (flach) auf den Belag und bringe diesen mit einem Bügeleisen mit 140-150 Grad zum schmelzen. Nicht zu lange draufbleiben, sonst könnte der Belag Blasen bekommen.

Diese Methode ist etwas anspruchsvoller, dafür hält das Material besser und es wird nicht verbrannt, was theoretisch die Eigenschaften verschlechtern würde.

Für diese Methode eignen sich flache PE-Streifen am Besten.

Weiter bei Schritt 7.

Besser als die Auftropfmethode ist das direkte Einbügeln des Materials mit einem Wachsbügeleisen. Das bewirkt daß der Belag mit erwärmt wird und sich so das Material besser verbindet. Du kannst das Material auch auftropfen lassen und anschließend zusätzlich einbügeln.

Allerdings sollte man etwas vorsichtig sein, zu lange mit dem Bügeleisen auf dem Skibelag und der Kleber kann sich lösen bzw. es bilden sich Luftblasen zwischen Belag und Skikörper. Dann muß der beschädigte Bereich ausgeschnitten und ein neues Stück Belagsmaterial eingeklebt werden. Ein gutes Skiservicegeschäft kann das. Ein guter Skiverkäufer verkauft Dir einen neuen Ski.

Im Internet kursieren auch Reparaturanleitungen in denen mit einer Lötlampe gearbeitet wird. Das macht man schon seit vielen Jahren so und das funktioniert auch. Allerdings geht man heute davon aus daß die offene Flamme die Nanofasern verbrennt und so die Wachshaftung an der stelle nicht mehr gewährleistet ist. 

Schritt 5c - die Aufschmelzmethode

Hast Du regelmäßig Skibelags-Reparaturen dann lege Dir eine Belagsreparaturpistole zu.

Das ist schnell und sauber und es gibt kein Risiko daß der Skibelag überhitzt wird. Und Du kannst auch kleinere Kratzer leicht zuschmieren. Ideal um schnell größere Reparaturumfänge zu bewältigen.

Weiter bei Schritt 7.

Eine Belagsreparaturpistole rentiert sich wenn man regelmässig größere Belagsreparaturen durchzuführen hat. Damit kann man auch kleine Kratzer effektiv zuschmieren.

Teilweise kommt es vor daß sich das Material nicht mit dem Skibelag verbindet, warum auch immer. Falsche Temperatur der Pistole? Lässt sich bei den Meisten leider nicht einstellen.

In diesem Falle hilft es wenn man gleich nach dem Aufschmelzen mit dem Bügeleisen drüber geht.

Kann man auch eine Klebepistole aus dem Baumarkt nehmen? Prinzipiell geht das wenn diese 11mm Sticks aufnimmt. Allerdings kann man die Arbeitstemperatur nicht wirklich einschätzen. Es kann funktionieren, muß aber nicht. Der Skibelag beginnt bei 140 Grad zu schmelzen, die Pistole sollte also mindestens 160 Grad erreichen damit sich das Material verbindet.   

Schritt 5d - Metal-Grip

Geht ein Kratzer runter bis auf den Skikörper oder entlang der Stahlkante dann kann es sein daß das normale PE sich nicht richtig mit dem "fremden" Material verbindet und wieder ausbricht.

Dann hilft der Metal-Grip Belagsdraht. Das ist kein Belagsmaterial sondern ein Kleber. Dieser wird ganz dünn zum Beispiel mit dem Bügeleisen auf die Stellen mit Metall oder Holz eingebügelt. Nach dem Abkühlen wird der Kratzer dann mit PE-Material aufgefüllt.

Weiter bei Schritt 7.

Wenn Du merkst daß Du Metal-Grip benötigst ist es zu spät. Darum ist es besser wenn Du ein kleines Stück davon in Deiner Ausrüstung hast. Wenn Du es nie benötigst freue Dich.

Metal-Grip sollte nur dünn aufgetragen und dann mit PE aufgefüllt werden. Wir haben allerdings auch Kunden welche den kompletten Kratzer ohne Problem mit Metal-Grip auffüllen. Ausprobieren.

Schritt 6 - Material verdichten (optional)

Damit sich das PE-Material welches aufgetropft wurde besser mit dem Belag verbindet kannst Du es z.B. mit der flachen Seite einer Stahlziehklinge sofort nach dem Auftropfen festpressen.

So verdichtet es sich und hält besser. Zusätzlich mit 140 Grad einbügeln verbessert die Haftung noch einmal deutlich.

Bei der Auftropfmethode wird das Material nur aufgetragen, aber nicht wie bei der Bügelmethode angedrückt und verdichtet.

Du solltest deshalb das noch warme Material mit einem hitzebeständigen Gegenstand, zum Beispiel der Fläche einer Stahlziehklinge, kräftig festdrücken. Das verbessert auf jeden Fall die Haftung und das Belagsstück wird härter.

Belag glätten und finishen

Nachdem das Belagsreparaturmaterial abgekühlt ist muß die Reparaturstelle geglättet werden. Je nachdem wie viel Material aufgetragen wurde benötigt man entsprechende Werkzeuge um überschüßiges Material wieder zu entfernen und den Belag zu glätten.

Schritt 7 - Überschuß abtragen (optional)

Um überschüssiges Belagsreparatur-Material abzutragen nimmt man am Besten eine Karosseriefeile oder einen Belaghobel. Damit wird das PE-Material Schicht für Schicht abgehobelt bis der Skibelag eben ist.

Bei wenig Materialüberstand kann man auch gleich die Stahlziehklinge nehmen, bei viel Material besteht das Risiko daß es bei hohem Zug/Druck wieder aus der Reparaturstelle herausgezogen wird.

Ob Du erst mit der Karosseriefeile arbeitest oder nur mit der Stahlklinge hängt davon ab wie groß der Materialüberschuß ist und wie viel Gefühl Du hast. Mit der Karosseriefeile kannst Du Schicht für Schicht abhobeln ohne zu viel Zug auf das Material zu bekommen.

Nimmst Du bei viel Materialüberschuß gleich die Stahlklinge und ziehst zu stark kann es sein daß Du das Material wieder rausreißt. 

Schritt 8 - Belag planziehen

Nach dem Abtragen mit der Karosseriefeile zieht man mit einer scharfen Stahlziehklinge oder einem Belagabzieher das Reparaturmaterial glatt so daß der Belag wieder absolut plan ist. 

Ob Du erst mit der Karosseriefeile arbeitest oder nur mit der Stahlklinge hängt davon ab wie groß der Materialüberschuß ist und wie viel Gefühl Du hast. Mit der Karosseriefeile kannst Du Schicht für Schicht abhobeln ohne zu viel Zug auf das Material zu bekommen.

Nimmst Du bei viel Materialüberschuß gleich die Stahlklinge und ziehst zu stark kann es sein daß Du das Material wieder rausreißt. 

Dann heißt es, das Ganze noch einmal von vorne. Man spart nicht immer Zeit wenn man Zeit einsparen will.

Schritt 9 - Ränder glätten

Zum Schluß wird mit dem feinen Fibertex die Reparaturstelle geglättet so daß kein Übergang mehr zu spüren ist.  

Normal reicht das Planziehen mit der Stahlklinge. Das verschleifen mit der Schleifmatte glättet halt auch noch die letzten Übergänge. Für Pefektionisten.

Schritt 10 - Nanofasern erneuern

Wer es ganz gut machen möchte, nimmt eine Stahlbürste und bürstet die Reparaturstelle nach. So wird das neue Belagsstück wieder mit einer Nanostruktur versehen in der das Wachs besser haftet. Es sind zwar nur wenige Quadratzentimeter, aber perfekt ist halt erst wenn alles Machbare gemacht wurde.  

Probleme?

Ist die beschädigte Stelle sehr groß oder geht der Schaden bis auf den Skikörper kann es sein daß sich das Material beim nächsten Mal Skifahren wieder löst. Kann auch passieren wenn der Skibelag zu hart ist oder die Fläche nicht richtig gereinigt wurde.

Dann probierst Du entweder eine andere Reparaturmethode oder ein anderes Material (Methode Versuch und Irrtum) oder gehst in ein kompetentes Sportgeschäft wo man den Belag fachmännisch richten kann.

Wichtig: so lange die Skikante nicht beschädigt ist oder der Skibelag schon zu dünn ist, kann man JEDEN Belagschaden ausbessern, notfalls wird ein Stück Belag ausgestanzt und mit Epoydharz eingeklebt. Das kannst Du auch mit etwas handwerklichem Geschick selber machen, Belagsmaterial findest Du im Shop.

Man muß nicht gleich einen neuen Ski oder ein neues Snowboard kaufen nur weil der Händler das so sagt weil er die Reparaturmethode nicht beherrscht. Oder Du ihm den Zeitaufwand nicht bezahlen möchtest.

Grundausstattung

Für den gelegentlichen Gebrauch.

Auftropfmethode

In diesem Video von Toko siehst Du wie man einen Skibelag mit der Auftropfmethode repariert. Ich würde das noch heiße Material noch zusätzlich einpressen dann verdichtet es sich und hält noch etwas besser.

Bügelmethode & Metal-Grip

In diesem Video von Martin Grüner siehst Du wie man einen Ski-/Snowboardbelag mit der Bügelmethode bzw. mit Metal-Grip repariert.

Mein Vorschlag - statt einer Lötlampe lieber mit einem Bügeleisen arbeiten. Die offene Flamme könnte evtl. die Nanofasern des Belages verbrennen was die Wachsaufnahmefähigkeit beeinträchtigt.
 

Reparaturpistole

In diesem Video von siehst Du wie man einen Skibelag mit der Reparaturpistole ausbessert. Je nach Pistole können die Arbeitsschritte etwas unterschiedlich ausfallen. 

Belagstück einsetzen

In diesem Video von KT-Technik siehst Du wie man in einer Profi-Skiwerkstatt ein neues Belagstück in einen Ski-/Snowboardbelag einsetzt.

DIY - willst Du es selber machen nimmst Du statt dem Stanzwerkzeug ein scharfes Messer und schneidest das PE möglichst präzise aus. Es gibt auch 2-Komponenten-Epoxydharz welches ohne Heizplatte aushärtet.